Marcus Humer

Fachsozialbetreuer, Behindertenbegleitung in den Werkstätten St. Elisabeth, OÖ

Vorbild sein und Werte vermitteln

Marcus Humer sattelte vom Goldschmied in den Sozialbereich um. Nun begleitet er Jugendliche mit Beeinträchtigungen bei ihrer Berufsorientierung.

In der Technischen Werkstätte herrscht viel Abwechslung. Von Frühling bis Herbst fahren Marcus Humer und die von ihm begleiteten Jugendlichen zehn Spar-Märkte an. Dort mähen sie den Rasen, pflegen Parkplatz und Hecken und zupfen Unkraut. Bei Regenwetter und im Winter arbeiten sie in der Werkstätte selbst intensiv mit Holz und Metall. Koordiniert wird dies von Marcus Humer, der die Jugendlichen mit allen Kräften unterstützt

„Ich organisiere die Arbeit und trage die Verantwortung. Aber ich arbeite auch selbst immer mit. Das wäre sonst keine Vorbildwirkung – nur dastehen und anschaffen“, erzählt Humer, der die Ausbildung zum Fachsozialbetreuer Behindertenbegleitung abschloss. In der Werkstätte lernen die Jugendlichen verschiedene Werkzeuge kennen und erledigen externe Aufträge. Im Moment erstellen sie Namensschilder aus Holz für eine Hochzeit und Teflonblätter für eine Holztrocknungsanlage.

Drei Betreuer kümmern sich in unterschiedlichen Bereichen um die Jugendlichen. Das Betreuungsverhältnis ist 1:4. „Anfangs werden die Jugendlichen in der Werkstätte theoretisch in die Geräte eingeführt. Dann sehe ich, wie weit sie sind und wie viel ich ihnen zutrauen kann. Mit der Zeit übernehmen sie mehr Tätigkeiten“, erklärt Humer.

Zwölf Wochen verbringen die Jugendlichen in der Werkstätte. Sie ist eine von vielen Stationen, die in der dreijährigen Berufsorientierung durchlaufen werden. So können die Jugendlichen erste und grundlegende Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. „Es ist unglaublich zu sehen, wie ehrlich und offen die Jugendlichen sind. Zu erleben, wie es in der freien Wirtschaft aussieht, weckt ihre Motivation. Als Betreuer sieht man, was in den drei Jahren weitergeht – und diese Entwicklung ist ein Hammer!“

Zur Arbeit mit den Jugendlichen kommen auch Eltern- und Zielentwicklungsgespräche. Pädagogik spielt eine große Rolle. „Die Jugendlichen sollen lernen, worum es geht. Mir sind Teamgeist und Ehrlichkeit sehr wichtig“, so Humer. Diese Werte sind nicht so messbar, wie die 2,5 Tonnen Heckenschnitt pro Jahr oder die 89 Tage Rasenmähen, dafür aber umso wichtiger – und sie zu vermitteln macht Marcus Humer deutlich Spaß. „Ich habe unheimlich viel Glück, hergefunden zu haben. Nach 13 Jahren als Goldschmied wollte ich in den Sozialbereich gehen, und das hier ist genau mein Traumjob.“